Der Hintergrund unserer Arbeit
In der Gesundheitsversorgung von Flüchtlingen gibt es einige Barrieren (Schneider et al. 2017: 12f.):
- individuelle Barrieren (alternative Erkrankungen und Behandlungskonzepte, Schamgefühl, Selbststigmatisierung, Sprachbarrieren, Wissenslücken hinsichtlich des deutschen Gesundheitssystems),
- strukturelle Barrieren (Fehlen ausreichender multilingualer und kultursensibler Ressourcen, geringe Flexibilität der Institutionen),
- soziale Barrieren (Stigmatisierung im familiären Kontext und in Peer-Gruppen).
Wichtige Methoden zur Überwindung dieser Barrieren und zur effektiveren Nutzung des Versorgungssystems sind:
- Tripple A+Q: Die Arbeit erfolgt voraussetzend unter den Gesichtspunkten der Accesibility (Zugänglichkeit), Availability (Verfügbarkeit), Acceptability (Annehmlichkeit) und Quality (Qualität), die den Rahmen der psychosozialen Versorgung bilden. (Baron, Flory 2017: S. 41).
- Stepped care: Menschen mit Fluchthinterhintergrund können sich bei uns vorstellen oder vorgestellt werden, wenn es um die allgemeine Beurteilung psychosozialer Probleme und psychosomatischer Beschwerden geht, bevor spezialisierte Gesundheitsdienstleister aufgesucht werden. (Schneider 2017: S.13).
- Collaborative care: Sie „steht für eine integrative Versorgungsform, deren Fokus auf der verbesserten Vernetzung zwischen den Behandlern (z.B. Hausarzt, Psychiater u.a.) und einer stärkeren Patientenbeteiligung durch Patientenaufklärung, Peer-to-Peer-Berater und Empowerment liegt.“ Ebd.
Literatur: F. Schneider, M. Bajbouj, A. Heinz: Psychische Versorgung von Flüchtlingen in Deutschland. Modell für ein gestuftes Vorgehen, in: Der Nervenarzt 01/2017, S. 10-17. // J. Baron, L. Flory: Versorgungsbericht zur psychosozialen Versorgung v. Flüchtlingen und Folteropfern in Deutschland, BAfF (Hg.), 3. Aufl., S. 41.